Edle Gläser und wie sie hergestellt werden

Edle Gläser und wie sie hergestellt werden

In Waging am See, einem malerischen Ort in Oberbayern, befindet sich das Glasatelier Schimmer. Hier stellt Michael Murner edle Gläser, Kunstobjekte und Glasinsekten in Handarbeit her. Wir haben ihn besucht und bei der Arbeit zugesehen.

Wer das Atelier betritt, steht in einem großen, hellen Raum mit einer minimalistischen Einrichtung und klaren Linien. An den Wänden sind einige wenige Regale montiert und im Raum verteilt stehen Tische. Der Besucher wird dazu eingeladen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, das Glas. Man geht von Regal zu Regal, von Tisch zu Tisch, betrachtet in Ruhe die Gläser und Vasen. Entdeckt schliesslich die zerbrechlich wirkenden Radiolarien aus Glas und stellt sich die Frage, wie sie wohl hergestellt werden. Auf einem Tisch liegen Füllfederhalter bereit, um ein paar Worte zu schreiben. Auch sie wurden von Michael Murner vollständig aus Glas gefertigt. In einem der Regale können zierliche Insekten bewundert werden, die aus erstaunlich feinem Glas so wundervoll gefertigt sind, dass man sich nicht traut sie zu berühren, aus Angst sie würden sofort zerbrechen.

Und während unseres kleinen Rundgangs, sitzt Michael Murner an seinem Arbeitsplatz und stellt eines seiner Gläser her. Er lädt uns dazu ein, dabei zuzusehen, wie aus einem unspektakulären Glasrohling, ein herrlich geformtes Obstbrandglas entsteht. Michael Murner entdeckte seine Leidenschaft für Glas vor über 20 Jahren und ergriff den Beruf des Glasapparatebauers. Er lernte das Handwerk, bei dem hauptsächlich technische Glasgegenstände für die Industrie hergestellt werden, von Grund auf und erhielt 2001 seinen Meistertitel. In all den Jahren, in denen er in diesem Bereich tätig war, gab es jedoch eine Einschränkung. Die Arbeiten für die Industrie sind zwar technisch anspruchsvoll, jedoch nicht besonders künstlerisch-kreativ. Das wollte er ändern.

Seit dem Jahr 2007 betreibt er das Glasatelier Schimmer in Waging am See und konzentriert sich auf die Herstellung von hochwertigen Trinkgläsern, Kunstobjekten und Insekten. Die Gläser sind von einer geradlinigen Schlichtheit geprägt, im Gegensatz dazu sind die wunderschönen, filigranen Insekten möglichst naturgetreu und die Radiolarien faszinierend organisch. An dieser Stelle möchten wir nun die interessante Herstellung des bereits erwähnten Obstbrandglases zeigen. Alles beginnt mit einem Glasrohling. Aus diesem wird zuerst der Stiel des späteren Glases gefertigt und mit einem dünnen, weißen Glasfaden verziert. Zum Einfärben von Glas werden übrigens verschiedene Metalloxide verwendet und bei rubinrotem Glas sogar reines Gold, das es zu einer der teuersten Glasfarben macht.

Wichtig bei der Bearbeitung von Glas ist, auf die Temperatur der Flamme zu achten. Nachdem keine Anzeige zur Regulierung der Temperatur vorhanden ist, muss sich der Meister anhand der Farbe der Flamme und dem Geräusch des Brenners orientieren. Hierbei hilft nur jahrelange Erfahrung. Das Glas wird entsprechend erhitzt und mit geschickten Dreh- und Zugbewegungen in die gewünschte Form gebracht. Hier ist viel Übung und Können gefragt, um die entsprechende Glasstärke und -form zu erreichen. Wer schon einmal einen Glasbläser bei der Arbeit mit einem Gasbrenner beobachtet hat, dem wird seine Brille mit den violetten Brillengläsern aufgefallen sein, die er oftmals trägt. Das sind spezielle Brillengläser aus Didymium. Sie filtern die Natriumstrahlung, die bei der Erhitzung von Glas entsteht. Ohne diese Brille ist das zu bearbeitende Glas in der Flamme des Brenners wesentlich schlechter zu erkennen und es kann auch zu Schäden an den Augen kommen. Ein weiterer interessanter Punkt ist die Gefahr für den Glasbläser, einen Sonnenbrand zu bekommen, der durch die UV-Strahlung der Flamme entstehen kann.

Es folgt nun die Herstellung des Kelches. Auch hier wird wieder ein Glasrohling mit viel Ruhe und Präzision mit den entsprechenden Zug- und Drehbewegung in die passende Form gebracht. Hinzu kommt, das Glas wird von Mund geblasen um die Glasblase auszuformen. Anschließend wird der Stiel mit der Glasblase verbunden und der Fuß ausgeformt. Danach wird noch der obere Teil der Glasblase abgesägt, sozusagen “geöffnet” und der Rand abgeschliffen.

Somit ist unser Glas fertig. Jedes der Gläser ist wahrlich einzigartig. Durch die Herstellung in reiner Handarbeit, gibt es minimale Unterschiede in Form und Größe. Erkennen läßt sich das natürlich nur im direkten Vergleich zweier Gläser und dann auch nur bei sehr genauer Betrachtung. Genau dadurch entsteht jedoch der besondere Charme eines handgefertigten Glases. Es ist einmalig.

Wir möchten uns ganz herzlich bei Michael Murner bedanken. Für seine Zeit und die Möglichkeit ihm bei der Arbeit über die Schulter sehen zu dürfen. Vielen Dank.

Bei Interesse, die Gläser und Kunstobjekte sind in seinem Onlineshop zu erwerben unter: www.michaelmurner.de

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